Klang meines Körpers

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Klang meines Körpers - interaktives und multimediales Ausstellungsprojekt zur Prävention von Essstörungen

Im Schuljahr 2021/22 konnte die Ausstellung „Klang meines Körpers“ erstmals in Kooperation mit der Frauen-Beratungs-Stelle IMPULS an die GeKv geholt werden. Die GeKv ist die erste Schule im Kreis Kleve die diese Präventionsmaßnahme der Werkstatt Lebenshunger e. V. anbietet.

Die Ausstellung entwickeltet sich 2009 aus einer Therapiegruppe, die von Stefanie Lahusen (Musiktherapeutin) begleitet wurde. Der kreative Prozess, auch mit künstlerischen Medien, half den Mädchen und jungen Frauen zwischen 16 und 21 Jahren, sich mit der eigenen Essstörung, auseinanderzusetzen.

Infos zum Projekt (Auszug von der Website):

Essstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen des Jugendalters. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen im Alter von etwa 12 bis 25 Jahren; es wird geschätzt, dass rund fünf Prozent dieser Altersgruppe an Essstörungen leiden. Für Jungen und junge Männer schienen Essstörungen lange Zeit kaum ein Thema zu sein, doch inzwischen sind auch sie immer häufiger betroffen.

Es gibt kaum eine Schule, an der nicht einzelne Schülerinnen oder auch Schüler an einer Essstörung leiden, oft lange im Verborgenen. Wird die Krankheit offensichtlich, sind Außenstehende – Freundinnen und Freunde ebenso wie Eltern oder Lehrkräfte – oft unsicher, wie sie Betroffene unterstützen können.

  • informiert über die Entstehung und die Folgen von Essstörungen
  • stärkt Jugendlichen den Rücken, damit Essstörungen erst gar nicht entstehen
  • macht Mut und zeigt kreative Wege aus der Essstörung
  • bietet Betroffenen und deren Angehörigen frühzeitig Hilfestellung an
  • unterstützt pädagogische Fachkräfte mit begleitenden Schulungen und Arbeitsmaterialien


Die Ausstellung findet alle 2 Jahre den Weg zu uns an die Schule und wird von der EF und Q1 besucht. Der Tag, an dem die Ausstellung von den Schüler:innen besucht wird, wird durch die Schulsozialarbeit gestaltet und begleitet. Die Ausstellungsobjekte können nicht nur betrachtet werden, es wird auch interaktiv mit diesen gearbeitet u. a. können die Schüler:innen sich zu den Ausstellungsinhalten passende Musikstücke anhören und so in die Geschichten der einzelnen betroffenen Mädchen Einblicke erhalten. Immer wieder wird im Rahmen des Projektes in kleinen Gruppen, aber auch in der großen Gruppe zusammengearbeitet.


Presseartikel in der RP:

Es ist okay, ein Problem zu haben“

Für knapp zwei Wochen ist das Ausstellungsprojekt „Klang meines Körpers“ an der Gesamtschule Kevelaer zu erleben. Schüler lernen etwas über psychische Gesundheit und wie sie mit Krisen umgehen können.

Schüler der Gesamtschule halten Botschaften von David in die Kamera, die ihm in der Krise Mut gemacht haben. RP-Foto: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

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Von Dirk Weber

KEVELAER | 17 Schüler der elften Klasse sitzen im Foyer der Gesamtschule Kevelaer um einen Kochtopf herum. Schulsozialarbeiter Simon Fiedler hat zu dieser besonderen Unterrichtsstunde eingeladen. Der Kochtopf steht stellvertretend für eine Essstörung, und die Schüler sollen auf Zettel schreiben, welche Zutaten es braucht. „Frust“ schreibt jemand auf eine Karte. Es folgen „Mobbing“, „Druck“, „Angst“ und viele weitere Stichpunkte. „Als Schule“, sagt Fiedler, „haben wir nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern auch einen Erziehungsauftrag.“ Ziel der Übung ist, die Kinder für psychische Gesundheit zu sensibilisieren. „Eine Essstörung“, meint Fiedler, „ist schon ein recht spezielles Thema, zu dem nicht jeder einen Bezug hat.“ Aber jeder Mensch komme in seinem Leben an einen Punkt, an dem er mit Krisen und Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Aber wie geht man damit um?

Für knapp zwei Wochen ist das interaktive Präventionsprojekt „Klang meines Körpers“ zu den Themen „Jugendidentität und Essstörung“ an der Gesamtschule zu erleben. Das erste Mal im Kreis Kleve. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Düsseldorfer Musiktherapeutin Stephanie Lahusen in Zusammenarbeit mit betroffenen Jugendlichen. Durch die Ausstellung sollen Schüler Informationen über Magersucht, Bulimie, Binge Eating und Muskeldysmorphie bekommen, aber auch für Themen sensibilisiert werden, die eng mit einer Essstörung verknüpft sein können: Einsamkeit, Schönheitsideale, Perfektionismus, Leistungsdruck.

Eigentlich sollte das Projekt schon vor zwei Jahren an der Schule starten, „aber dann kam Corona“, sagt der stellvertretende Schulleiter Oliver Hahn. „Wir möchten den Schülern das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind, sondern dass sie sich Hilfe holen können.“ Es gehe darum, psychische Erkrankungen zu enttabuisieren. „Es ist okay, ein Problem zu haben“, sagt Hahn. „Wenn ich eine Erkältung habe, gehe ich damit auch zum Arzt.“

Gerade in der Corona-Pandemie habe sich das soziale Leben für die Schüler dramatisch verändert. „Der Schulalltag war auf den Kopf gestellt“, berichtet Hahn. „Während der Lockdowns verbrachten sie viel Zeit vor dem Bildschirm, und das hat einige aus dem Rhythmus gebracht. Das ging zum Teil so weit, dass manche Schwierigkeiten hatten, wieder in die Schule zu gehen.“ Welche Auswirkungen die Pandemie sonst noch hatte, bekam Schulsozialarbeiter Simon Fiedler zu spüren. „Schüler berichteten von Problemen mit der Alltagsstruktur. Manche litten unter Vereinsamung, andere unter depressiven Verstimmungen, Medienabhängigkeit oder selbstverletzendem Verhalten.“

Durch die Ausstellung erhalten die Schüler einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt unter anderem von Nathalie, die sich selbst nicht gut genug war und der es an Liebe und Verständnis fehlte. Mit der Zeit wurde sie immer einsamer und trauriger und entwickelte eine Essstörung. Dass davon nicht nur Mädchen betroffen sind, zeigt das Beispiel von David, der sich selbst in dieser Zeit als „Kerkerkopf“ bezeichnet – versteinert, sein Mund versiegelt. In der Ausstellung beschreibt er, wie er von anderen gemobbt wurde: „Du bist fett, du bist hässlich, du bist schwach, du bist wertlos, du bist fehl am Platz auf dieser Welt.“ Er litt an Magersucht.

Das Schöne an der Ausstellung ist, dass es nicht nur um psychische Erkrankung geht, sondern ebenso Wege aufgezeigt werden, wie die Betroffenen wieder gesund geworden sind. Dazu konnten die Schüler in ihren „Schatzkisten“ stöbern. Darin hatten die Jugendlichen Dinge gelegt, die ihnen dabei geholfen haben, die Krise zu meistern. Bei einer war es ein Foto von ihrem Hund, bei einer anderen ein Spiegel, auf dem mit rotem Lippenstift geschrieben steht: „Erkenne dich selbst“. Bei David waren es Sätze oder einzelne Wörter, die ihm Mut gemacht haben: „Ich darf das“ zum Beispiel oder „träume“ oder „I’m just more“.

Allen gemein war, dass sie in der schwierigen Zeit viel Musik gehört haben. Deshalb lagen in jeder Schatzkiste ein paar Kopfhörer, über die die Schüler ihre Lieblingslieder hören konnten. Daher auch der Name der Ausstellung: „Klang meines Körpers“. „Oft ist gar nicht klar, warum man ein Lied zu einer bestimmten Zeit gerne hört“, sagte Fiedler. „Aber manchmal steckt eine interessante Botschaft in dem Song, die man erst entdeckt, wenn man sich intensiver mit dem Text beschäftigt.“

Zum Schluss durften die Schüler auf eine Karte schreiben, was ihnen hilft, wenn es ihnen schlecht geht. Anschließend befestigten sie ihre Botschaft mit einer Wäscheklammer an einem Netz. Am Ende des Projekts soll daraus ein „Auffangnetz“ werden.

Info

„Klang meines Körpers“ an Gesamtschule Kevelaer

Projekt Das präventive Ausstellungsprojekt „Klang meines Körpers“ findet noch bis zum 7. April an der Gesamtschule Kevelaer statt. Durchgeführt wird es in Kooperation mit der Schulsozialarbeit und der Frauenberatungsstelle Impuls in Goch. Projektträger in NRW ist die Werkstatt Lebenshunger e. V. in Düsseldorf. Das Projekt wurde mit dem Bayerischen Gesundheits- und Präventionspreis ausgezeichnet. Mehr unter www.klang-meines-koerpers.de oder www.werkstattlebenshunger.de.